Am Wochenende vom 9.11.2012 bis 11.11.2012 nahmen sich die „Lifter“ einmal Zeit zur Reflektion. Sie analysierten den eigenen Stress und erfuhren vom lebensnotwendigen Eu-Stress und dem gefährlichen Dis-Stress. Eigens aus Luxemburg war Dozent Leon Krauss angereist. Der Diplom-Theologe und Diplom-Pädagoge der Bundesvereinigung „Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen e.V.“ (SbE) nahm die Helfer sprichwörtlich an die Hand bei einer Reise in das menschliche Hirn und quer durch die Psyche einer Einsatzkraft. Die THWler lernten, wann der Stress-Trichter ein kritisches Maß erreicht und welche belastenden Ereignisse direkt auf die Seele „durchschlagen“. Solche „critical incidents“ in Zukunft besser zu erkennen und dann die von Erdbeben zurückkehrenden Einsatzkräfte effektiver zu betreuen, war das Ziel des Wochenendlehrgangs. Hierzu wurden die Krankheitsbilder „Burn-Out“ und die posttraumatische Belastungsstörung erläutert. Mit kommunikativen Mitteln soll den Rettern noch am Flughafen Sicherheit vermittelt, psychische Reaktionen erkannt und erklärt und Perspektiven aufgezeigt werden. Für Fälle, in denen SEELIFT eine besondere psychische Belastung der rückkehrenden Einsatzkräfte feststellt, wird damit die Lücke zwischen der faktischen Rückkehr am Flughafen und der psycho-sozialen Betreuung durch ein THW-Einsatznachsorge-Team sichergestellt. 15 Helfer konnten in diesem ersten Durchgang geschult werden. Sie erhielten dabei das „SbE I“-Zertifikat nach dem internationalen CISM-Standard, der vom US-Psychologen Mitchell begründet wurde.
Hintergrund: SEELIFT – Groß-Gerauer Logisitk-Experten helfen weltweit
Während andere nach einem schweren Erdbeben betroffen und gebannt die Fernsehnachrichten verfolgen, herrscht auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) Groß-Gerau hektische Betriebsamkeit: Nur 72 Stunden nach einem Erdbeben tendiert die Chance, Betroffene noch lebend retten zu können gegen null. Wenn Einsatzkräfte des THW daher weltweit in den Einsatz entsandt werden zählt jede Minute. Der Wettlauf gegen die Zeit auf dem Weg ins Ausland ist daher Auftrag und Spezialgebiet der Schnell-Einsatz-Einheit Logistikabwicklung im Lufttransportfall (SEELIFT). Die bundesweit einmalige und nur im Ortsverband Groß-Gerau stationierte, Einheit ist die ehrenamtliche Bodencrew der Auslandaktivitäten des THW. Sie stellt den schnellstmöglichen Transfer der Einsatzkräfte von Deutschland in ein Krisengebiet im Ausland und ihren Rücktransport sicher. Die Helfer verstehen sich als Service-Einheit für die ins Ausland entsandten Einsatzkräfte und gleichzeitig als Koordinatoren der weltweiten humanitären Hilfe. Dazu hält SEELIFT ständig Kontakt zum Rhein-Main-Flughafen Frankfurt, arbeitet mit dem Flughafen und zuständigen Sicherheitsbehörden Einsatzpläne aus und wickelt die Luftverlastung von THW-Personal und Material im Einsatzfall verantwortlich an allen deutschen Großflughäfen ab. Wann immer Einheiten des THW über den Luftweg ins Ausland verlegt werden, um humanitäre Hilfe zu leisten, sind auch die Groß-Gerauer Logistiker mit den markanten blauen Rückenschildern gefragt. Ein „Lift“ – wie die Helfer ihre Einsätze nennen – kann dabei sehr unterschiedliche Ausmaße haben: Von einem zweiköpfigen Erkundungs-Team in einer Linienmaschine bis zu 28 Fahrzeugen in Globemaster-Militärflugzeugen wurden von SEELIFT bereits Einsätze jeder Größenordnung betreut. In den letzten Jahren „lifteten“ die Groß-Gerau durchschnittlich über 50 Mal pro Jahr.
Hintergrund: Bundesanstalt Technisches Hilfswerk – ehrenamtliche Hilfe braucht helfende Hände
Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk mit seinen Ortsverbänden in allen größeren Städten ist die ehrenamtlich getragene Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Die rund 80 freiwilligen Helfer des Ortsverbands Groß-Gerau, dem zweitgrößten Ortsverband in Südhessen, untergliedern sich neben dem Verwaltungsstab in den Zugtrupp als Führungseinheit, zwei Bergungseinheiten und die Fachgruppen Räumen mit schwerem Kettenbagger, Kipper und Radlader und die Fachgruppe Ortung mit High-Tech-Ortungsgeräten und Rettungshunden. Außerdem übernehmen alle Helfer in Zweitfunktion Aufgaben in der Auslands-Spezialeinheit SEELIFT. Die Helfer arbeiten ausschließlich ehrenamtlich, das heißt freiwillig und unbezahlt. Verstärkung ist hier immer willkommen, egal ob männlich oder weiblich, ob 18 oder 60 Jahre alt. Jeder kann mit seinen besonderen beruflichen Kenntnissen die Helfer unterstützen: In den Einsatzeinheiten, der Verwaltung oder auch der Küche. Sogar Jugendliche sind schon beim THW. Ab dem 10. Lebensjahr lernen sie in der Jugendgruppe spielerisch den Umgang mit der Technik und verschiedenste Rettungsmethoden.