Hoch hinaus: THW Groß-Gerau übt Rettung aus Höhen und Tiefen

"Es ist eigentlich ein schöner Tag. Die Malteser aus Rüsselsheim und das THW Groß Gerau betreuen eine öffentliche Großveranstaltung mit vielen Jugendlichen. In der Ferne hört man Musik, die Temperaturen sind nach einem heftigen Schauer wieder erträglich. Plötzlich gehen bei beiden Hilfsorganisationen die Melder. Betrunkene Jugendliche sollen auf einen hohen Betonsockel geklettert sein und sind dort im Regen verunglückt." - Was sich erschreckend anhört, war das Drehbuch für eine gemeinsame Übung am Kletterturm der DAV Sektion Rüsselsheim.

Alpenverein und THW Mainz stellten die Darsteller, die sich auf dem 15m hohen Betonturm in Pose gebracht hatten. Während der Rettungsarbeiten waren sie zu jedem Zeitpunkt nach Sportkletterers Art gesichert, wie auch alle Retter zusätzlich abgesichert wurden, um keinen echten Einsatz herauf zu beschwören. Das war dann auch schon der einzige Unterschied zwischen Realität und Ernstfall.

Die zuerst eintreffenden Malteser wurden von einem aufgeregten Anwohner aufgeklärt, dass er während des Regens einen kurzen Schrei und einen dumpfen Schlag vernommen hatte. Beim Nachschauen hatte er die Jugendlichen auf dem Turm erblickt - aber wegen der Höhe selbst nichts ausrichten können. Er hat daraufhin über die Notrufnummer 112 die Hilfskräfte verständigt und die Rettungsleitstelle den Notruf an die Betreuer der Veranstaltung weiter geleitet. Die RTW-Besatzung konnte aus eigenen Kräften nicht zu den Verunglückten vordringen. Sehr realistisch war, dass sich auch bald einige echte Schaulustige um den Ort des Geschehens versammelten.

Hier begann der Einsatz des THW. Auch für Katastrophenschützer sind 10 Meter Höhe allerdings eine harte Nuss! Insbesondere den ersten Helfer in der Höhe trifft die nicht ungefährliche Aufgabe, für die Absicherung der Nachfolgenden sorgen. Zudem liegt es an ihm eine Meldung zu machen, die das Planen der nächsten Schritte ermöglicht. Doch zügig konnte der betrunken tuende erste Verletztendarsteller in ein Rettungsdreieck gepackt und mittels Abseilgeschirr sicher abgelassen werden. Damit war etwas mehr Platz an der sehr beengten Einsatzstelle geschaffen, um die verbliebene bewusstlose Patientin der Rettung zuzuführen. Wohlmöglich hatte sie sich bei ihrem Sturz schwere Verletzungen zugezogen, so die Lageeinschätzung der THWler.

Die Malteser wägten daher zwischen einem Ablassen im Sitzen oder Liegen ab. Aufgrund der unklaren Situation schien aber der liegende Transport mittels „Spineboard“ die bessere Wahl. Jetzt galt es wiederum - realitätsgetreu - zu entscheiden: Die Rettungssanitäter sind nicht in der Arbeit mit Höhensicherung vertraut - das THW kennt wiederum den Umgang mit dem „Spineboard“ nicht. Im ersten Versuch stieg ein Sanitäter auf, brach aber ab, da die Höhe sich ungeübt doch beachtlich anfühlt; keine Chance ohne Ausbildung und Übung in der Höhe.

Viel konnten die Retter aus der kurzen Übung mitnehmen: Gerade solche komplexen Szenarien erfordern eine besonders klare Kommunikation und Überblick an der Einsatzstelle. Solche Einsätze sind definitiv eine Herausforderung für die Führungskräfte - aber auch für die Retter: Ist eine Grenze erreicht, sei es physisch oder auch beim Vertrauen ins Material, so ist diese bedingungslos zu akzeptieren. Die Helfer müssen das Material auch in schwierigen Situationen sicher einsetzen können. Jede Hilfsorganisation hat ihren Schwerpunkt: die einen an der Gesundheit, die anderen in der Technik. Komplexe Szenarien stellen uns aber schnell vor Situationen, wo übergreifend gehandelt werden muss. Das kann nur klappen, wenn verschiedene Organisationen oft zusammen üben können.


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